Presse SPD-Fraktion in der Regionalversammlung

RVS: Mitarbeiter der Oberen Forstbehörde berichtet über den Waldzustand

Michael Göllner begrüßt Karl-Heinz Amos im Ausschuss für Natur, Landwirtschaft und Forsten

Der Vorsitzende des Ausschusses für Natur, Landwirtschaft und Forsten in der Regionalversammlung Südhessen, Hammersbachs Bürgermeister Michael Göllner, hat vor wenigen Tagen den Zustand des Waldes in Südhessen zum Thema einer Ausschusssitzung gemacht. Hierzu wurde als Vertreter der Oberen Forstbehörde Diplomingenieur Karl-Heinz Amos eingeladen. Zu Beginn der Sitzung erläuterte Michael Göllner: „Wir haben in der Regel eine besondere Beziehung zum Wald. Dieser hat in den letzten Jahren aufgrund der Witterung und damit zusammenhängender Folgen stark gelitten. Aber gerade für unsere Region ist der Wald aufgrund seiner vielen Funktionen von enormer Wichtigkeit. Deshalb war es ist es mir wichtig, hier im Fachausschuss dieses Thema zu behandeln“, so der Ausschussvorsitzende zu Beginn der Sitzung. Karl-Heinz Amos beleuchtete dann intensiv, wie die verschiedenen Baumarten mit den sich ändernden klimatischen Verhältnissen zurechtkommen.

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Foto: Diplom-Forstingenieur Karl-Heinz Amos und Michael Göllner am Rande der Sitzung des Ausschusses für Natur, Landwirtschaft und Forsten am 25.06.2020

Der große Verlierer für die Forstwirtschaft ist hierbei die Fichte. Die Trockenheit, auch in Verbindung mit den dadurch begünstigten Schädlingen wie dem Borkenkäfer, sorgt in vielen Bereichen des Regierungspräsidiums dafür, dass die einstige Brotbaumart der Forstwirtschaft nicht mehr angebaut werden kann. Doch auch viele andere Baumarten haben Problem. Selbst die Buche, die in weiten Teilen die eigentlich natürlich vorkommende Baumart wäre, hat in vielen Bereichen Probleme mit den veränderten Standortbedingungen umzugehen. Neben dem Wassermangel bereiten den Förstern aber auch noch andere Entwicklungen Sorgen. So gibt es eine Vielzahl von Pilzen und Insekten, die in früheren Jahren zwar latent vorhanden waren, aber als Schädlinge nicht in Erscheinung getreten sind. Beispiele hierfür sind der Diplodia-Pilz, der in einigen Bereichen die eigentlich trockenresistente Kiefer zum Absterben bringt. Andere Schädlinge wie der bekannte Eichenprozessionsspinner, der erst vor wenigen Jahren bei uns in Erscheinung getreten ist, sind auch für die Menschen nicht ungefährlich.

Auf die Frage, ob denn Baumarten aus anderen Ländern eine Lösung für den Wald sein könnten, führte Amos aus, dass es Anbauversuche mit verschiedenen Baumarten gibt, die aus ihrer Heimat, etwa dem vorderen Orient, die bei uns zukünftig zu erwarteten Klimabedingen kennen. Hier müssen die Wechselwirkungen, die in einem langen Baumleben aber auftreten intensiv beobachtet werden. Vorwürfe, dass die Forstwirtschaft allzu leicht auf solche „fremdländischen Modeerscheinungen“ zurückgreife, wies der Forstfachmann zurück. Auch der Ausschussvorsitzende Göllner, selbst Fortingenieur erläuterte, dass das Forstvermehrungsgutgesetz und seine Vorgängergesetze hier strenge Regeln gibt und ein leichtfertiger Umgang nicht Praxis der Forstwirtschaft sei. Einig waren sich die Forstleute darin, dass die Baumart Buche auch weiterhin die dominierende Baumart in Südhessen sein wird, sich die Anteile der Eiche aber erhöhen werden. Wichtig ist es für die Forstwirtschaft auch die Waldbaustrategien entsprechend anzupassen und die sogenannte biologische Automation durch die richtigen eingriffe zu unterstützen. Hier braucht es gut ausgebildetes Fachpersonal, dass auf der Fläche arbeitet und die wichtigen Waldfunktionen, wie die Produktion des nachwachsenden Rohstoffes Holz mit den Naturschutzfunktionen und den wichtigen sozialen Funktionen in Einklang bringt. Gerade in der dicht besiedelten Region Südhessen ist der Wald in all seinen Funktionen ein wichtiger Faktor. „Unsere Wälder sind weder Holzäcker, unberührte Urwälder oder Freizeitparks, sondern haben vielfältige Funktionen, die in unserer vielfältigen Region durchaus unterschiedlich gewichtet sind. Wir müssen alles daran setzen, dass unsere Wälder auch den zukünftigen Generationen erhalten bleiben,“ so Michael Göllner in seinem Schlusswort.